1. Bootsferien mit dem Hausboot auf der Müritz

2. Mit dem Hausboot durch Berlin 

3. Mit dem Hausboot auf der Dahme und dem Teupitzer Seengebiet

 Es war unser erster Urlaub mit einem Hausboot. Um es vorweg zu nehmen: Der Urlaub war wunderschön und auf jeden Fall wiederholenswert. Die See und die Natur waren Erholung pur. Wir hatten tolle Erlebnisse und es hat allen Spaß gemacht.

Wir haben nach den Bootsferien auf der Müritz eine weitere Fahrt unternommen: Einmal mit dem Hausboot durch Berlin. In grüner Schrift sind die Ergänzungen  nach dem 2. Urlaub mit dem Hausboot in Berlin. 

Der dritte Urlaub mit dem Hausboot haben wir auf der Dahme und dem Teupitzer Seengebiet unternommen. In der Schriftfarbe Ocker sind die Ergänzungen nach diesem Urlaub notiert.

Link zum Bootsurlaub in Berlin

Link zum Bootsurlaub auf der Dahme und dem Teupitzer Seengebiet

 

Aber - unsere 11 Tage Urlaub mit dem Hausboot im Juli/August 2009 verliefen anders, als wir es uns vor der Reise vorgestellt und geplant hatten.

Beim zweiten Mal im April 2011 gab es kein „aber“ und keine bösen Überraschungen. Es ist alles so eingetreten, wie erwartet.

Auch beim dritten Mal gab es keine bösen Überraschungen mehr, lediglich neue Erfahrungen.

Ich will keinen Reisebericht in der Art wiedergeben, wann wir wo waren, was wir dort erlebt haben und wie sehr es uns gefallen hat. Vielmehr will ich nachfolgend einige Stichpunkte geben und diejenigen zum Nachdenken und zur besseren Vorbereitung anregen, die sich erstmals ein Hausboot mieten bzw. chartern wollen.

 

Überschätzung der eigenen Fähigkeiten

Führerscheinfrei mit dem Hausboot unterwegs - diese Werbeaussage klingt verlockend und suggeriert - kein Problem und alles ganz einfach.

Die Politik ermöglicht die führerscheinfreie Nutzung von Hausbooten, um den Tourismus und die Wirtschaft zu beleben. Nach dem Urlaub halte ich es für unverantwortlich, im Namen der Wirtschaft und des Profits, völligen Laien so große Boote anzuvertrauen.

Die Verkehrsvorschriften Binnen sind als Aufkleber unter die Instrumentenabdeckung geklebt. Das hat man praktisch vor sich, wenn man am Steuerrad steht.

Die Fahrt durch Berlin ist nicht führerscheinfrei. Man muss jede Menge Verkehrszeichen und Regeln beherrschen. Uns kam ein Passagierschiff entgegen hupte einmal lang und zweimal kurz. Plötzlich stand es quer in der Fahrrinne.

Ach ja, da gab es ja mal was: Berufsschifffahrt hat Vorfahrt und Wende über Backbord. In Berlin haben wir jede Menge weiterer Verkehrszeichen gesehen, die es an der Müritz nicht gab.

Mein Fehler bestand darin, dass ich den Werbeaussagen der Hausbootanbieter ziemlich naiv auf dem Leim gegangen bin und ich vor der Reise keine Zeit und Nerven hatte, alles genau zu durchdenken. Die Reiseberichte, die ich vor dem Urlaub im Internet gelesen hatte, waren wenig von Problembewusstsein geprägt und aus einem anderen Blickwinkel geschrieben. Mit einigem Nachdenken, hätte ich die Probleme schon eher erkennen können und wir hätten uns einige Überraschungen gespart. Ich bin viel zu unbedarft an die Sache rangegangen,  getreu dem Lebensmotto: "Es gibt es nichts, was ein Deutscher Offizier nicht kann". 

Meine Frau ist nach einem seemännischem Studium auf Handelsschiffen zur See gefahren. Ich habe den Sportbootführerschein Binnen und eine Ausbildung zum Berufsfischer. Erfahrungen habe ich nur mit kleinen Booten mit Außenbordmotoren bis zu 60 PS. Noch nie habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wie ich mit dem Boot anlege, ablege, rückwärts fahre, manövriere oder aufstoppe. Es funktioniert einfach automatisch, ohne nachzudenken. Zur Not hat man den Bootshaken oder die Paddel.

Wir sollten damit mehr maritimes Vorwissen gehabt haben, als die meisten Sportbootführer, die zum ersten Mal ein Hausboot chartern. Trotzdem haben wir uns öfter den Angstschweiß von der Stirn gewischt.

 Beim 2. Mal hatte ich ein wesentlich besseres Gefühl für das Boot und bin die Manöver wesentlich langsamer (fast in Zeitlupe) gefahren. Mein Fehler bei der 1. Fahrt bestand darin, dass ich zu schnell vorwärts angefahren bin, um zu lenken. Ich hatte in Erinnerung, dass das Ruder stark angeströmt werden muss, damit sich die Fahrtrichtung ändert. Man kann es auch behutsamer anströmen. Lieber 3 – 4 Mal mehr vor und zurück rangieren, als einmal zu heftig.

Fasziniert war ich von einem Anlegemanöver eines anderen Hausbootes. Die haben ganz eng zwischen 2 Booten seitlich angelegt. So etwas hatte ich vorher noch nie gesehen. Hinterher habe ich gefragt. Dieses Hausboot hatte Bug- und Heckstrahlruder. Damit kann man praktisch seitlich fahren und auf der Stelle drehen. Das Heckstrahlruder und die Joystick-Steuerung kannte ich bislang nicht. Diese Erfindung ist genial und erleichtert das Steuern ungemein. Insbesondere ungeübte Hausbootkapitäne sollten darauf zurückgreifen, falls solche Boote verfügbar sind.

 

Was haben ein Hausboot und die Aida gemeinsam?

Wer mit einem Hausboot manövrieren kann, kann auch das Kreuzfahrtschiff Aida steuern. Der Vergleich hinkt sicherlich und ist stark überzogen. Er soll jedoch den Ernst der Lage verdeutlichen. Im Prinzip haben beide Schiffe die gleichen Manövriereigenschaften trotz der unterschiedlichen Größe und man muss sich insbesondere mit den Themen Funktionsweise der Steuerung, Wirkung des Bugstrahlruders, Radeffekt, Abmessungen des Schiffes einschließlich Tiefgang sowie Windlast und Strömung auseinandersetzen.

Ein Hausboot steuert sich völlig anders als ein kleines Motorboot mit Außenbordmotor. Hausboote mit starrer Welle sind meist Verdränger und kleine Boote mit Außenbordmotor sind meist Gleiter. Das sind völlig verschiedene Funktions- und Wirkungsweisen. Das Hausboot mit starrer Welle kann nur gesteuert werden, indem das Ruder angeströmt wird, also nur bei Fahrt nach vorn und am besten mit ordentlich Schub. Rückwärts fährt das Hausboot geradeaus, egal wie man das Ruder legt. Der Kiel wird angeströmt und bildet dann das Ruder. Da der Kiel gerade ist, fährt das Schiff rückwärts immer geradeaus.

Die guten Hausboote haben ein Bugstrahlruder, das man zum Steuern benutzen kann, wenn die Maschine z.B. rückwärts geht. Nimmt man die Lupe und liest das Kleingedruckte des Vermieters, dann muss das Bugstrahlruder nicht funktionieren - man hat es praktisch gratis und keine Schadenersatzansprüche, wenn es nicht funktioniert.

Dann sollte man noch den Radeffekt kennen. Es gibt linksdrehende und rechtsdrehende Schiffsschrauben. Dadurch hat jedes Schiff eine Schokoladenseite zum Anlegen und unterschiedlich große Wenderadien, bei einer Wende über Backbord oder Steuerbord. Unser Einweiser hatte uns die falsche Drehrichtung gesagt, wie ich später festgestellt habe. Durch den Radeffekt muss man z.B. bei Geradeausfahrt gegenlenken. Verändert man im engen Kanal die Geschwindigkeit, ist damit auch gleich eine Lenkbewegung verbunden. Die Folge ist meist ein Zickzackkurs.

Ich glaube der Radeffekt ist bei diesen Booten unerheblich. Wind und Strömung haben einen größeren Einfluss auf das Boot.

Im Landwehrkanal bin ich auch im Zickzack gefahren. Das hatte vermutlich zwei Ursachen: Durch den engen Kanal und der geringen Geschwindigkeit wurden die Wellen an der Spundwand reflektiert und haben das Boot vom Kurs abgebracht. Dann habe ich zu heftig gegengelenkt und die Trägheit nicht beachtet. Und so war der Zickzack-Kurs perfekt.

 Eine neue Erfahrung habe ich gemacht. Die meisten Wassersportanlagen sind nicht für solche großen Boote mit starrer Welle ausgelegt. Die Wartestellen vor einer Brücke und der Schleuse sind außerhalb der Fahrrinne, so dass der Gegenverkehr und die Berufsschifffahrt vorbei kann. Man muss dann kurz vor dem Hindernis in die Fahrrinne lenken. Das Heck muss dann rum und gerade durch das enge Hindernis. Man hat nur langsame Fahrt drauf. Damit lenkt das Schiff nur sehr träge und verzögert. Mit anderen Worten, es ist gar nicht so einfach, kurz nach dem Ablegen das Hausboot gerade durch ein enges Hindernis, wie eine Schleuse oder Zugbrücke zu manövrieren.

Als Fazit der 3. Reise. Die Wassersportanlagen sind häufig zu klein für die großen Hausboote. Wir wären gerne unterwegs mal in Gaststätten eingekehrt. Mit dem großen Hausboot hatten wir keine Chance zum Anlegen. Auch war es schwierig, geeignete Liegeplätze zu finden. Die meisten Liegeplätze sind für Hausboote zu klein.

 

 

Mut, sich als Anfänger zu bekennen

Persönlich halte ich es für keine Schande, wenn man sich eine kleine Skizze fertigt, in der die Manöverabläufe, insbesondere die Stellung des Ruders in den verschiedenen Situationen aufgezeichnet ist. So viele Varianten gibt es ja da nicht. Ich hatte oft den Eindruck, die Hausbootkapitäne wissen gar nicht, wohin sie lenken sollen und in welche Richtung die Maschine dabei gehen soll.

 Ich hatte beim 2. Mal auch noch eine Skizze in der Kartentasche für alle Manöver. Ich habe sie nicht gebraucht. Ich habe mir als Eselsbrücke das Instrument mit der Ruderstellung genommen. Wenn man oben eine Pfeil ranmachen würde, dann zeigt es in die Richtung in die man anlegen / ablegen will. Gemeint ist die Situation das Boot ist mit der Vorderleine festgemacht. Das Heck muss beim Anlegen an den Steg gedrückt werden oder man will ablegen und das Heck soll zuerst vom Steg weggedrückt werden.

 

Hafen- und Schleusenkino

Die besten theoretischen Vorkenntnisse nutzen nicht, wenn man keine Erfahrungen hat, wie der Wind auf das Hausboot wirkt. Die Hausboote werden gerne als "Bügeleisen" gehänselt. Zwei Einparkmanöver musste ich abbrechen, weil ich den Wind falsch kalkuliert habe. Im engen Hafen nennt man so etwas Hafenkino. Das gibt es aber auch als Schleusenkino.

Wenn man also jemanden auf einem Hausboot beobachtet, der lenkt, wenn die Maschine rückwärts geht, dann sollte man sich und seine Angehörigen in Sicherheit bringen. Ich konnte in den 11 Tagen Urlaub schlimme Szenen mit Hausbooten beobachten. Personen wurden zum Glück nicht verletzt. Andere Boote wurden jedoch beschädigt.

Daher bin ich der Meinung, dass es unverantwortlich ist, Hausboote ohne praktische Erfahrungen zu überlassen, egal ob an Führerscheininhaber oder führerscheinfrei.

Einmal war ich Augenzeuge, wie beim Anlegen des Hausbootes ein Schiffsführer über Bord gegangen ist, nachdem das Boot gegen den Steg gerammt ist. Die Maschine ging noch langsam voraus und das Boot drehte sich seitlich. Der Schiffsführer war dann zwischen Boot und Steg. Man steht irgendwie hilflos und gelähmt dabei und überlegt, wie und ob man jetzt retten und helfen kann, ohne sich selbst zu gefährden.

Mich hat auch die Reaktion der Mitarbeiter des Charterunternehmens verwundert: Wir waren schon sehr zeitlich am Vortag der Bootsrückgabe im Hafen und konnten als Hafenkino das Einlaufen und Festmachen der Hausbootflotte beobachten, ca. 25 Boote. Da gab es jede Menge Kollisionen mit den Booten der eigenen Flotte. Eine Frau hat es geschafft, gleich gegen 4 Boote zu fahren, obwohl das die einzigen 4 Boote an dieser Steganlage waren. Von den Mitarbeitern hat keiner aufgeschaut. Die haben die Vorgänge einfach ignoriert. Entweder ist das für die Mitarbeiter ganz normaler Wahnsinn, weil sie das schon kennen bzw. schon schlimmere Szenen gesehen haben oder es ist die berühmte norddeutsche Sturheit.

Diesmal hat die Wasserschutzpolizei unfreiwillig Hafenkino geboten. Ein kleines Boot mit 2 Mann Besatzung fährt an einen seitlichen Anleger. Ein Polizist ist schon auf dem Steg und hat das Boot vorne festgemacht. Aus heiterem Himmel kommt eine orkanartige Windböe und drückt das Heck weg. Die beiden konnten nichts dafür. Ein wenig Schadenfreude sei uns gegönnt. Die kochen auch nur mit Wasser und sind nicht stärker als die Natur. Wenn meine Besatzung danach gefragt hat, wie ich denn anlegen will (gemeint war seitlich oder rückwärts) habe ich immer gesagt: Diagonal – so wie die Wasserschutzpolizei.

 

Crew

Auch die Crew muss gut eingewiesen und fähig sein. Zweimal bin ich beim seitlichen Anlegen einfach verzweifelt, weil sich das Heck nicht an den Steg herangedrückt hat. Der Bugmatrose hatte die Vorleine zu knapp festgemacht. Das Heck kam so einfach nicht an den Steg.

Das ist uns beim 2. Mal wieder passiert. Man muss es mit allen Beteiligten immer wieder üben.

Ganz wichtig ist eine Manöverbesprechung vor jedem Manöver. Der Kapitän muss erklären was er vor hat, welche Aufgaben die Crew hat und wie sich alle verhalten, wenn das Manöver abgebrochen wird.

Ein neues Erlebnis hatte ich noch. Die Crew versuchte beim Manöver zu diskutieren und mir gute Ratschläge zu geben. Das geht nicht. Nur einer hat das Sagen und das ist der Schiffsführer.

So ein Hausboot sollte mit 3 Mann/Frau Besatzung geführt werden. Dem Kapitän, einem Bugmatrosen und einem Achtermatrosen. Ich konnte auf der Fahrt einige Zwischenfälle beobachten, die mit drei Mann Besatzung zu vermeiden gewesen wären.

 Drei Mann Besatzung sind bei Amateuren unbedingt erforderlich. Ich habe auch in Berlin einen Mann auf einem Hausboot getroffen, der alleine gefahren ist. Das geht offenbar auch.

Bootsübernahme

Ich habe mich darauf verlassen, dass alles an Bord in Ordnung ist und nichts fehlte. Ehrlich gesagt,  ich hatte den Urlaub auch so herbeigesehnt, dass ich keine Lust hatte, alle Eierlöffel und Teller zu zählen. Wir haben bei einem seriösen Anbieter gebucht, das wird schon alles stimmen und in Ordnung sein. War es aber nicht. Ein Unternehmen ist leider nur so gut, wie der schlechteste Mitarbeiter.

Beim nächsten Mal würde ich das anders machen. Am Abend stellte sich nämlich heraus, dass zwei Kissen und eine Zudecke gefehlt haben. Als wir den Sonnenschirm zum Abendbrot aufmachen wollten, war dieser völlig kaputt. Wir riefen dann beim Vermieter an. Es wurden uns noch die Betten gebracht. Der Sonnenschirm sollte am nächsten Tag kommen. Wir haben bis zur Bootsübergabe nichts mehr vom Sonnenschirm gehört. Den Schirm hätte man sowieso nicht so oft gebrauchen können, da es selten windstill war. Unsere Vorgänger hatten wohl auch die Erfahrung gemacht und den Schirm dabei zerstört.

Im Laufe der Zeit haben wir dann noch festgestellt, das ein Fender kaputt war. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, bei der Bootsübernahme jeden Fender an Deck zu holen und ihn abzudrücken. Das wurde aber bei der Rückgabe gemacht und wir mussten den Fender bezahlen (30 Euro). Es war mein Fehler.

Die gründliche Übernahme fiel wieder aus. Ich hatte einfach in diesem Moment keine Nerven dafür.

 

Prospektbeschreibung

Das Prospekt des Anbieters habe ich vorher nicht sorgfältig genug gelesen. Auf den Fotos sieht man die Boote nur mit Biminis (Sonnensegel).

Ein Foto: Boot mit Sonnenschirm habe ich in Prospekten nicht gesehen.

Daher war ich auch ziemlich vom Sonnenschirm überrascht. Auf die Idee, dass nur bestimmte Bootstypen so ein Sonnensegel haben, bin ich nicht gekommen. Wenn ich genauer im Prospekt nachgelesen hätte, hätte ich das erkennen müssen.

Man sollte wirklich genau jede Zeile in der Bootsbeschreibung lesen und mit den anderen Bootstypen vergleichen, z.B. hat auch nicht jedes Schiff eine Badeplattform und ein Bugstrahlruder.

 

Einweisung

Die Einweisung dauerte ca. 20 Minuten. Es wurden die Schalter und die Bedienelemente erklärt, Elektrik, Steuerung, Motorbedienung, Anker, Gasanlage, Wasser und Abwasser. Alles ganz einfach zu bedienen und logisch. Das Boot lag bei der Übernahme rückwärts am Steg angelegt. Der Einweiser löste die Leinen und legte ab. Ich durfte dann im Hafen eine 180 Grad-Wende fahren und der Einweiser legte das Boot wieder rückwärts an den Steg an. In dieser Situation hatte ich auch nicht mehr Fragen an den hilfsbereiten und freundlichen Einweiser. Es erschien mir alles logisch und einfach.

Nach zwei Tagen habe ich dann das Boot ohne Zwischenfälle beherrscht. Besser wäre gewesen, ich hätte unter Anleitung und Fehlerauswertung mit dem Boot drei Stunden im Hafen geübt. Noch besser wäre ein Skippertraining vor der Fahrt. Aber wer bucht schon so ein Skippertraining? Ich würde es nachträglich jedem empfehlen, der das erste Mal mit einem Hausboot unterwegs ist, besonders wenn er keinen Sportbootführerschein hat.

Das habe ich auch nicht gemacht. Einmal das Boot umgeparkt. Es hat auf Anhieb gepasst und gut war.

Die Mitarbeiter des Hausbootsanbieters in Zeuthen sind sehr freundlich und hilfsbereit, kein Vergleich zur Hauptsaison an der Müritz.

 

Hotline

Unser Hausbootanbieter unterhält eine 24-Stunden Hotline. Wir haben die Hotline wegen technischer Fragen zweimal in Anspruch genommen. Uns wurde kompetent geholfen. Ein Techniker kam bei dem einen Problem sogar zum Liegeplatz gefahren.

Einmal mussten wir einen Freund im Büro anrufen und den Telefonjoker nutzen. Er hat schnell im Internet nachgeschlagen und uns die Frage beantwortet. Auf Kollisionskurs kam mir Kanal auf meiner Fahrrinnenseite ein Passagierschiff entgegen vorne links einen gelben Rhombus auf dem Steuerhaus. In dieser Situation war ich mit meinem Wissen auch überfordert. Ich habe aufgestoppt und abgewartet. Die Berufsschifffahrt hat ja immer Vorfahrt. Dann gibt es noch blaue Tafeln mit weißem Funkellicht, wenn Berufsschiffe sich an einer anderen Seite begegnen. Das gilt aber nicht für Kleinfahrzeuge, wie wir es waren. Der Schiffsführer sprang aus dem Steuerhaus und gestikulierte wild, dass wir auf die andere Seite ausweichen sollen. Unser Telefonjoker sagte, dass es sich um ein Niederländisches Schiff unter 20m gehandelt hat und das erst durch den gelben Rhombus an gut sichtbarer Stelle zum Berufsschiff wurde. Begriffen habe ich die Situation bis heute nicht.

 

Zustand des Bootes

Einige Boote sind ziemlich runtergekommen. Unser Boot war im 6. Jahr im Einsatz und hatte bei der Übernahme 276 Betriebsstunden auf dem Zähler. Ich hatte noch überlegt, ob der Betriebsstundenzähler jedes Jahr auf Null gesetzt wird, weil es so wenige Betriebsstunden waren. Das wäre aber so, als wenn man beim PKW den Tacho jedes Jahr auf Null setzt. Wir haben in den 11 Tagen 25 Betriebstunden geschafft. Das Boot müsste demnach vor uns ca. 10 Mal vermietet gewesen sein, großzügig gerechnet ca. 100 Tage. Vom Zustand hätte ich das 10-fache geschätzt.

Auf unserem Hausboot war alles im tolerierbaren Bereich. Man fragt sich aber, wie die Mieter vor uns gehaust haben müssen. So darf man einfach nicht mit fremden Sachen umgehen. Vielleicht ist bei den Leuten auch kein Skrupel vorhanden, weil der Mietpreis sehr teuer ist und man so das Gefühl hat, mit der Miete gleich das halbe Schiff gekauft zu haben.

Beim 2. Mal hatten wir ein Boot, das im 4. Jahr im Einsatz war. Es hatte 2.500 Betriebsstunden auf der Uhr und war im sehr guten Zustand. Kaum Verschleißerscheinungen. Alles Tipp-Top gepflegt und sauber sowieso. Also konnte der Zählerstand beim 1. Bootsurlaub nicht gestimmt haben.

Beim 3.Mal war das Boot auch in einem sehr guten Zustand, obwohl es mehr als 2.500 Betriebsstunden auf dem Zähler hatte.

Von anderen Bootsurlaubern haben wir von sehr runtergekommenen Booten gehört. Gestank nach kalten Rauch, Kneipe, Fisch, Muff und Schimmel sowie defekte Einrichtungen. Eine Familie berichtete, dass sie Laken gekauft haben, um die ekligen Polster abzudecken.

Das Problem besteht darin, dass man das Boot im voraus bezahlt. Wer sich zur Bootsübernahme weigert, muss seinem Geld nachlaufen und hat später ein Beweisproblem. Nutzt er das Boot aber, muss er sich die Nutzung anrechnen lassen und kann notfalls auf Minderung klagen, was meist wenig aussichtsreich ist. Mit anderen Worten: Man kauft bei der Buchung die Katze im Sack und muss sich überraschen lassen, was einem übergeben wird. Eklig und überempfindlich darf man jedenfalls nicht unbedingt veranlagt sein. Das ist mit Hausbooten nicht anders als mit Ferienhotels oder Ferienwohnungen.

 

Pfleglicher Umgang mit dem Hausboot

Unser Hausbootanbieter verkauft nebenbei auch neue und gebrauchte Boote. Aus den Preisspannen kann man den Wert der Hausboote schätzen und was so ein Hausboot im Monat an Zins und Tilgung kostet und daher einbringen muss. Der Hausbootvermieter vertraut damit dem Charterer einen erheblichen Wert an. So ein Hausboot ist fast so teuer, wie ein Eigenheim. Daran zahlen manche Leute ein ganzes Leben ab. Wie leicht kann man diesen Wert zerstören oder beschädigen! Die Charterversicherung hat übrigens zahlreiche Haftungsausschlüsse.

Bergungen und Reparaturen auf See sind teurer als im Straßenverkehr. Das kann leicht den Wert des Bootes übersteigen.

Für mich ist es daher unverständlich, wie leichtfertig so manche mit dem Hausboot umgegangen sind. Gerade die Müritz ist mit ihren Steinhaufen tückisch. Daher sollte man nur innerhalb der Fahrrinne (zwischen roter und grüner Boje) fahren. Vorn befindet sich das Bugstrahlruder. Achtern befindet sich die Schiffsschraube, die der tiefste Punkt ist. Wenn man in den Schlamm fährt, können das Bugstrahlruder und die Schiffsschraube beschädigt werden. So ein Hausboot ist kein Angelkahn, mit dem man einfach mit dem Bug auf das Ufer fährt und man es dann rückwärts wieder ins Wasser schiebt. Eine solche Situation konnten wir beobachten. In Jabel ist ein Hausboot mit dem Bug an Land gefahren, so dass alle über das Bug an Land geklettert sind.

 

Hunde an Bord

Uns ist aufgefallen, dass der Urlaub mit dem Hausboot offenbar geeignet ist, mit Hunden Urlaub zu machen. Es waren viele Hausboote mit Hunden unterwegs. Auf einem Hausboot haben wir sogar 3 große Hunde gesehen. Offenbar ist das eine der wenigen Möglichkeiten, mit seinem Vierbeiner zusammen Urlaub zu machen. Viele Hotels und Pensionen lehnen ja Hunde auf dem Zimmer oder im Frühstücksraum ab.

 

Ausrüstung

Wir hatten an zwei Tagen ordentlich Wind. Wenn das Boot rückwärts am Steg liegt und keine seitlichen Stege vorhanden sind, ist es schwierig, das Boot bei Seitenwind richtig zu befestigen. Zum Glück hatte ich noch eigene Seile mit, so dass ich das Boot zusätzlich befestigen konnte. Zur Not hätte man aber auch die Leine vom 2. Anker nehmen können, um das Boot zusätzlich zu befestigen.

Mückenschutzmittel haben wir nicht gebraucht. Wir hatten vor der Fahrt mehrere Flaschen gekauft. Lieber man hat, als man hätte. Die Mücken waren wohl auch alle im Urlaub.

Sonnenschutzmittel mit höchstem Schutzfaktor haben wir sehr viel gebraucht. Ich hatte keine Lust auf einen Sonnenbrand. Da man auf dem Hausboot erhöht steht, kann man in die kleineren Boote hineinsehen. In der prallen Mittagssonne brutzelten dort viele Nackedeis. Gesund kann das nicht sein, zumal durch die Reflexion des Wasser die Sonneneinstrahlung noch verstärkt wird.

Ich habe am Tage auch stets eine Kopfbedeckung getragen, um keinen Sonnenstich zu bekommen. Die Sonnenbrille ist natürlich auch wichtig.

Ferngläser sollte man unbedingt mitnehmen. Wir hatten zwei Gläser mit, damit ich als Kapitän mich nicht um das Glas streiten muss und es für mich eingestellt ist.

Der Stauraum ist auch nicht unendlich, wie es in den Prospekten gerne dargestellt wird. Die Angeln haben wir unter Deck z.B. nicht verstauen können.

Die Kiste mit den Zutaten, wie Mehl, Zucker, Öl, Salz, Tee, Kaffe. usw. hat nur auf dem Küchenschrank Platz.

 

Einkaufen

Meine anfängliche Überlegung war, wir sind in Deutschland. Überall gibt es Lebensmittelgeschäfte. Warum sollen wir uns mit dem Essen für gesamte Urlaubszeit belasten. Dann dachte ich mir, dass wir ja zum Einkaufen kein Auto dabei haben und wir alles vom Laden zum Schiff tragen müssen. Also haben wir doch ordentlich Proviant und Getränke mitgenommen.

Jeder Hafen bietet einen Brötchenservice an. Am Abend bestellt man die Brötchen und früh kann man die Brötchen dann abholen. Das ist ein toller Service.

Wir haben unterwegs also nur frischen Sachen, wie Fisch, Obst, Gemüse und Milch gekauft.

 

Fahrräder

Man sollte unbedingt die Fahrräder mitnehmen. Die Häfen liegen meist nicht in der Nähe der Sehenswürdigkeiten und Einkaufsmöglichkeiten. Auf Deck ist genug Platz zum Abstellen der Fahrräder.

 

Kartenmaterial - Navigation

Vom Hausbootanbieter gibt es bei der Übergabe des Schiffes leihweise Kartenmaterial. Besser ist, man besorgt sich das Material vorab, um sich entsprechend vorzubereiten. Wir hatten zur Vorbereitung der Fahrt zwei verschiedene Karten gekauft, da wir uns nicht für eine Karte entscheiden konnten. Eine Karte zeigt die Untiefen besser an und die andere Karte ist übersichtlicher.

Ich hatte noch aus dem Auto das mobile Navigationsgerät auf dem Boot. Dieses Gerät kann man nicht zur Navigation gebrauchen. Man kann damit lediglich die Geschwindigkeit ermitteln. Es gibt andere mobile Geräte mit Gewässerkarten, die für die Navigation auf den Gewässern besser geeignet sind.

Die Navigation erfolgt über die Bojen. Jede Boje hat eine Nummer, die in der Karte eingezeichnet ist. An Hand der Nummern, weiß man, wo man sich befindet.

 

Die Profis

Ich musste in meiner Ausbildung intensiv die seemännischen Knoten üben. Vielleicht habe ich daher überzogene Vorstellungen von Knoten. Nach jedem Anlegen habe persönlich das Schiff noch einmal neu festgemacht. Was meine Matrosen da geleistet haben, hatte mir nicht genügt. Unter diesem Blickwinkel habe ich mir dann am Steg angesehen, wie die anderen Boote festgemacht waren. Makramee oder Bondagespiele konnte man oft nur dazu sagen. Exakte seemännische Knoten sind selbst bei den Profis selten zu beobachten.

Daher relativierte sich mein Meinung gegenüber denen, die beim Hafenkino die größte Klappe hatten.

 

Hass auf die Hausboote

Man kann die Wassersportler in zwei große Gruppen teilen: Eigner und Charterer. Beide Gruppen unterteilen sich dann noch in der Größe des Bootes und des Antriebes. Da gibt es die superteuren Yachten bis hin zu den kleinen Booten mit Außenbordmotor und die Segler. Ich habe den Eindruck, dass die feingeistigen Leute eher auf den Segelbooten zu finden sind und die Leute vom Bau eher auf Motorbooten mit Kajüten zu finden sind. Die Hausboote sind so ziemlich die größten Boote auf dem Wasser, meist größer als die Yachten, Segler und Kajütboote. Man kann es mit dem Straßenverkehr vergleichen. Die Hausboote sind Oberklassewagen und die anderen Klein- und Mittelklassewagen.

Der Hausbootcharterer ist in dieser Hierarchie jedoch ganz unten. So wird er auch entsprechend von den anderen behandelt und manchmal regelrecht gehasst. Für viele Wassersportler ist ein Hausboot wie ein rotes Tuch. Das ist wie im Straßenverkehr, wenn man ein Fahrschulauto oder 25 km/h Auto vor sich hat. Die meisten wollen einfach nur schnell vorbei und weg.

Wir haben zweimal die Situation auf dem Wasser gehabt, in der ein Motorboot voll auf uns zugehalten hat und wir die Vorfahrt hatten. Manche machen sich einen Spaß daraus, auf dem Wasser die Nerven der Hausbootcharterer zu testen.

Man muss es nur wissen und sich darauf einstellen. Ändern kann man es nicht. Der Hass ist möglicherweise nicht unbegründet.

Hintergrund ist wohl, dass die meisten Hausbootcharterer nicht mit einem Hausboot umgehen können und andere Verkehrsteilnehmer, Boote und Anlagen gefährden. Mir berichtete ein Eigner, dass er in einer Schleuse von einem Hausboot beinahe versenkt wurde. Er war als erstes Boot in die Schleuse gefahren und das Hausboot hinter ihm. Ein Boot hat ja keine Bremse. Der Hausbootsführer konnte nicht aufstoppen und hat ihn mit Wucht gegen das Schleusentor gedrückt, wo sich sein Boot dann verklemmt hat, mit dem Bug nach oben und dem Heck nach unten.

Die erfahrenen Schleusenwärter winken wohl Hausboote an Schleusen bevorzugt durch, damit sie beim Warten und mit den anderen kleinen Booten in der Schleuse wenig Schaden anrichten. Die auf den kleinen und engen Booten müssen warten und die großen Hausboote werden bevorzugt. Das erzeugt Hass.

Ein Segler berichtete mir, dass er die Hausbootfahrer für unberechenbar hält. Normalerweis hat er unter Segel Vorfahrt. Ob das der Hausbootfahrer weiß? Es sei ein Wahnsinn, dass man völlig unerfahrenen Laien so große Boote überlässt.

In Berlin haben wir die Unfreundlichkeit durch die Fahrgastschifffahrt erlebt. Die Fahrgastschiffer verdienen ihr Geld und müssen fahren was das Zeug hält. Da stört jedes Sport- und Hausboot auf der Wasserstraße. Die sind von den Sportbooten absolut genervt.

 

Wasserschutzpolizei

Die Wasserschutzpolizei ist eine ganz besondere Truppe. So richtig habe ich noch nicht herausbekommen, wie das Auswahlverfahren ist und welche menschlichen Qualitäten man haben muss. Über Lautsprecher werden nicht gerade in feingeistiger Rhetorik Anweisungen und Ermahnungen erteilt. Persönlich habe ich das Auftreten als bedrohlich empfunden, insbesondere die großen Schiffe und das unhöfliche Verhalten.

 

Ich hatte den Eindruck, dass die Berliner Wasserschutzpolizei wesentlich freundlicher ist. Die haben den Kindern sogar freundlich zurück gewunken. Ich hatte kein ungutes Gefühl, obwohl die Präsenz sehr viel höher war.

Man muss auch nicht in Panik geraten, wenn die Polizei seitlich anlegt. Manchmal brauchen auch die nur Hilfe. Und dann sind die Polizisten auch nett und beantworten geduldig alle Kinderfragen, z.B. wie viel Zylinder denn das Polizeiboot hat und ob die auch ein Bugstrahlruder haben. Ja und ob es Voraussetzung ist, dass man Schwimmen kann, wenn man zur Wasserschutzpolizei will. Die Antwort: "Nein. Im Gegenteil. Nichtschwimmer verteidigen das Boot länger." Die Antwort fanden die Kinder gut.

 

 

Kinder

Die Kinder sollten an Bord auf jeden Fall einbezogen werden. Wenn man daneben steht, sollten sie auch am Steuer stehen dürfen. Für die Kinder sind die Landgänge ganz wichtig. In den Häfen haben wir die Kinder immer zum Ausrammeln auf den Spielplatz geschickt. Auf Deck sollten die Kinder immer Schwimmwesten tragen. Wir hatten eigene Schwimmwesten dabei und haben die Schwimmwesten vorab im Pool gestestet.

 

Marinas

Die Marinas sind meist toll ausgerüstet. An Land gibt es Waschräume und Toiletten. An den Stegen liegt Strom an und man kann Landstrom nehmen.

Meist liegen die Stege im Hafen geschützt und man wird nicht bei Böen durchgeschaukelt. Es empfiehlt sich, vor dem Anlegen beim Hafenmeister anzurufen, um sich nach freien Liegeplätzen und deren Lage zu erkundigen.

Oft wird man eingewiesen und der Hafenmeister hilft beim Anlegen. Selbstverständlich gibt es dafür Trinkgeld oder Naturalien in Form von Getränken.

Die Hafenmeister sind meist fröhliche Gesellen und Unikate. Wenn nicht nur die Arbeit in der Saison wäre, würde mir der Job auch gefallen.

Die freundlichen Hafenmeister gibt es auch in Berlin.

Beim 3. Mal haben wir eine negative Erfahrung gemacht. Wir haben vorher im Hafen angerufen. Eine nette Dame aus der Rezeption sagte freundlich, wir sollen in den Hafen fahren. Es sei Platz. Ich kannte den Hafen am Wolziger See. Der ist sehr eng. Wir fahren rein und machen das Boot an. Da kommt ein äußerst unfreundlicher Hafenmeister an, beschimpft uns und fordert uns auf, sofort den Hafen zu verlassen.  Wir versuchen uns zu rechtfertigen, dass wir vorher angerufen haben und uns die freundliche Dame gesagt hat, wir können kommen. Dann bezichtigte er uns der Lüge. Wir baten uns wenigstens beim Wenden zu helfen. Das hat er abgelehnt. Später haben wir uns mit anderen Urlaubern über dieses Erlebnis ausgetauscht. Die berichteten über ähnliche Erlebnisse mit diesem Hafenmeister. Es gibt also auch Ausnahmen.

Wir sind dann einen Hafen weiter zum Fischer gefahren. Der hat das mit Herzlichkeit und Freundlichkeit wieder gut gemacht. So kennen wir die Hafenmeister.

Die Boote liegen in der Marina eng beieinander. Wo viele Menschen eng beieinander sind, muss man tolerant sein. Einmal lag neben uns ein Bayrischer Großbauer, dessen lautstarken Telefonate wir mithören mussten. Wir haben erfahren, welche Kuh gekalbt hat und dass er einen Rechtsstreit gewonnen und ihm 1.000 Euro zugesprochen wurden. In einer anderen Marina haben sich neben uns Bootsüberführer betrunken und sind dann ausfällig geworden. Segler als Nachbarn sind da eher angenehmer.

 

Abwasserbetrug

Ich kann nicht nachweisen, wer betrogen hat - betrogen wurden wir aber. Der Abwassertank des Hausbootes hatte laut Prospekt ein Fassungsvermögen von 1.000 Liter. Nach 4 Tagen war der Tank angeblich so voll, dass das Abwasser bis zum Deckel stand. Wir haben die Toilette nur im Notfall benutzt, wenn kein Hafen in der Nähe war. Ansonsten haben wir lieber die Waschräume und Toiletten in den Marinas genutzt. Die Kinder und ich haben auf der Badeplattform geduscht, von der das Wasser in den See fließt. In den Abwassertank sind also das Abwaschwasser aus der Küche, maximal 10 Toilettenbenutzungen am Tag und das Zahnputzwasser gelangt.

Wir haben danach also jeden 3. Tag das Abwasser abpumpen lassen und jedes Mal hieß es, der Abwassertank sei voll. Das Abpumpen hat zwar jedes Mal nur 10 bis 15 Euro gekostet und war zu verschmerzen. Wenn man aber so offensichtlich betrogen wird, hat es einen negativen Beigeschmack.

Das Problem hatten wir diesmal nicht. Der Abwassertank war nach 3 Tagen fast leer. So auch beim 3. Mal.

Kontrollröhrchen oder Sichtfenster wie bei Güllefahrzeugen wird man aus Sicherheitsgründen nicht am Abwassertank anbringen, da diese eine Schwachstelle im Havariefall sind.

 

Angeln

Am Ende hat es dann doch noch geklappt, dass wir mehr Fische gefangen haben, als wir Angeln dabei hatten. Ein Trost - auch die anderen Angler und die Einheimischen konnten auch keine großen Fänge vermelden. Es war einfach die falsche Angelzeit. Spaß hat es trotzdem gemacht.

Wenn man sich ein Beiboot gönnt, kommt man auch problemlos an den Schilfgürtel oder an die Steine ran, wo man bekanntlich gut angeln kann.

Mit einfachen Mitteln kann man auch die Fische räuchern.

 

Saison

Geplant hatten wir eine Fahrt von Rechlin nach Lübz und zurück sowie eine Fahrt von zurück von Rechlin nach Rheinsberg und zurück. In den Nachrichten haben wir gehört, dass an der Schleuse Mirow wegen Überfüllung mit 4 Stunden Wartezeit zu rechnen ist.

Die Marinas waren sehr voll und Schiffe die zu spät kamen wurden abgewiesen. Es war teilweise zu voll.

 Durch Berlin sind wir Ende April gefahren. Es war angenehm leer. Wenn ich die vielen Stege und Sportboote sehe, kann ich mir gar nicht vorstellen, wie das in der Hauptsaison ablaufen soll.

 Auf der Dahme und den Teupitzer Seen waren wir auch außerhalb der Hauptsaison unterwegs. Es war angenehm leer und nicht überlaufen.

Die Müritz

Die Müritz ist ein sehr tückisches Gewässer. Schnell bilden sich hohe Wellen in kurzen Abständen. Durch die große Wasserfläche hat die Müritz eigenes Wetter.

Es sind sehr viele Untiefen und Steinhaufen vorhanden. Die Betonnung ist auch nicht unbedingt ausreichend. Wir wissen nicht, ob es Seemannsgarn war - ein erfahrener Skipper und Eigner erzählte mir, dass er sich aus Angst die Rettungsweste angezogen hatte, weil der Wellengang so schlimm war. Wir waren eine Stunde zuvor die gleiche Strecke gefahren und es nicht als so schlimm empfunden. Zwar ist das Wasser über das Bug an die Scheiben gespritzt. Ich musste den Scheibenwischer anmachen. Zu keinem Zeitpunkt hatte ich ein ungutes Gefühl. Unser Hausboot war laut Beschreibung für Wellen bis 2 m ausgelegt.

 

Motorisierung

Wir mussten einen außerplanmäßigen Ruhetag einlegen, weil so ein starker Seitenwind war, dass wir nicht seitlich vom Liegeplatz weggekommen sind.

Der Antrieb hat es nicht geschafft, das Heck gegen den Wind vom Anlieger wegzudrücken.

Später haben wir erfahren, dass an diesem Tage noch andere Boote in Hafen geblieben sind, weil sie nicht gegen den Wind raus gekommen sind. Die Hausboote sind schwach motorisiert, bzw. gedrosselt. Wie hoch die Rumpfgeschwindigkeit ist, kann ich nicht sagen. Schneller als die Rumpfgeschwindigkeit kann ein Verdränger nicht fahren. Laut Navigationsgerät hat unser Boot bei voller Fahrt 9 km/h geschafft.

Die Schraube wird hydraulisch angetrieben.

Der Motorraum ist somit gegen die Bilge abgeschottet. Technisch ist die Konstruktion gut gelöst.

 

Einen Preis für den Konstrukteur

Ich würde dem Konstrukteur des von uns gecharterten Hausbootes einen Preis verleihen.

Unser Hausboot ist genial konzipiert und durchdacht. Man kann seitlich und achtern von Bord gehen und alle Stellen an Deck erreichen. Es gibt Rückzugsmöglichkeiten und der Aufenthaltsraum ist transparent wie ein Wintergarten. Es ist alles sehr funktionell gehalten. Viel zu verbessern gäbe es nicht.

Die Wände in den Kabinen sind gerade. Damit ist der Platz sehr großzügig. Sicherlich passte das Beautycase  nicht in das kleine Bad. Vor dem Bad war genug Platz dafür.

Bei anderen Hausbooten mussten man aus dem Fenster klettern, um zum Bug zu gelangen. Oder es gab nur einen Ausgang achtern. Wenn man seitlich liegt, ist es schon ein ziemliches Hangeln, das Boot achtern zu verlassen.

Angeblich sind die klassischen Stahlboote nicht mehr so gefragt und die Kunststoffboote erobern den Markt. Nachfolgend ein Foto vom vergleichbaren Model in Kunststoff.

Ästhetik ist eine Geschmacksfrage.

Solche lustige Hausboote kann man auch sehen.

Ich dachte zunächst, dass es das Büro des Hafenmeisters ist, nein es fährt auch.

Und sie fahren doch.

 

 

Hafen Waren

Ich würde jedem abraten, den Stadthafen in Waren anzulaufen. Der Hafen ist sehr eng, stark befahren und unübersichtlich.

Hier muss man das Hausboot perfekt beherrschen. Sonst gibt es unweigerlich Kollisionen. In Reiseführern wird auch vor dem Stadthafen Waren gewarnt. Wer also Hafenkino sehen will, sollte sich zum Stadthafen Waren begeben und auf das Einlaufen der Hausboote warten.

 

Ankern

Das Ankern ist ein Spagat zwischen dem Verlassen der Fahrrinne und dem damit verbundenen Haftungsrisiko für Schäden. Ankern will gelernt sein. Beim Angeln mit dem Beiboot konnte ich einige Ankermanöver beobachten, die völlig daneben waren. Die Boote trieben vor sich hin. Der Anker hat nicht gegriffen. Man sollte sich vorab informieren, wie man richtig ankert und was der Unterschied zwischen Ankerkette und Ankerleine ist, wie schnell man den Anker ausbringt, wie man den Anker festfährt und kontrolliert.

 

Auto

Das Auto steht übrigens die ganze Zeit der Reise unbewacht auf dem Gelände der Marina. Das wissen auch die Diebe. Da ist nichts gesichert, bewacht oder eingezäunt.

 

Zeitreise

Die Zeit scheint in einigen Ecken in Mecklenburg stehen geblieben zu sein. Dort gibt es noch den kleinen Dorfkonsum mit der alten Vorwendeeinrichtung. Alles sehr nett und beschaulich.

In einer Gaststätte, die auch von den Einheimischen genutzt wird, muss man nach Plätzen anstehen und 2 Stunden auf das Essen warten. So etwas gibt es in Zeiten der Marktwirtschaft und Gastronomiekrise wirklich noch!!!

 

Fischer

Gerne haben wir bei den einheimischen Fischern gekauft. Man geht als Laie davon aus, frisch gefangen, sofort verarbeit und verkauft. Frischer geht es nicht. Wenn man als Insider beim Fischer an der Verkaufstheke steht oder sich in der Gaststätte die Speisekarte ansieht, weiß man, welche Fische aus den einheimischen Gewässer stammen.

Auch von den Mengen her kann der Fischer gar nicht so viel einheimischer Fisch fangen, wie er verarbeitet und im Laden sowie in den Verkaufswagen verkauft werden.

Wenn man dann noch auf den Fischereihof schaut, sieht man kaum noch Ausrüstung. Mittlerweile ist es wohl so, dass viele Fischereien mehr Verarbeitungsbetriebe sind und weniger Fangebetriebe. Das hat unterschiedliche Ursachen, für der Fischer nichts kann.

Lachs und Heilbutt aus Norwegen oder Aal aus China frisch beim Fischer vor Ort geräuchert schmecken trotzdem lecker. Wer es genau wissen will, kann ja mal beim Fischer nachfragen, woher er den Fisch bezieht, den er verarbeitet. Als Alternative hier noch einmal der Link zum Selberräuchern.

 

Vertrauen in die Wirtschaftskraft des Hausbootanbieters

Wenn man in der Hochsaison mit den Webcams in die Häfen schaut, dann sieht man viele Boote im Hafen liegen, die nicht vermietet sind. Das stimmt mich nachdenklich. Die Saison ist kurz. Die Boote sind teuer. Das ist wie mit Flugzeugen. Die müssen in der Luft sein, um Geld zu bringen. Am Boden kosten sie nur. Oder - nur ein vermietetes Hotelzimmer ist rentabel.

Insoweit gehen bei mir alle Alarmglocken an, wenn der Hausbootvermieter mit Beteiligungsgeschäften, Steuersparmodellen für Anleger und Investoren lockt. Wie soll sich das alles rechnen, wenn die Boote nicht vermietet sind? Ein gutes Anlagegeschäft kann das Hausbootgeschäft nicht sein.

Was passiert mit meiner Vorauszahlung, wenn dem Hausbootanbieter zwischen Zahlung und Reisetermin die Finanzen ausgehen und er Insolvenz anmelden muss?

Die Kehrseite für den Kunden: Wer die Nerven hat und Lastminute bucht, bekommt bestimmt einen guten Preis und kann sich das Schiff aussuchen.

 

Fazit - Was würde ich beim nächsten Mal anders machen?

Ich würde mich vor der Reise besser informieren und notfalls mit dem Auto vorab einen Wochenendausflug an die Müritz machen und mir die Gegebenheiten und das konkrete Hausboot ansehen, dass ich anmieten will.

Bei der Übergabe des Hausbootes würde ich äußerst kleinlich das Boot auf Vollständigkeit des Inventars und Schäden am Boot überprüfen. Bevor ich das Boot übernehme, würde ich noch während der Einweisung mehrfach selbst rückwärts anlegen und auf jeder Bootsseite das seitliche Anlegen üben. Ich würde eine Wende in jede Richtung fahren und aufstoppen üben. Erst dann würde ich das Boot übernehmen. Habe ich beim 2. und 3. Mal nicht gemacht.

Die Saison würde ich vermeiden oder die Route gleich so planen, dass man rechtzeitig einen schönen Liegeplatz anfährt. Rundreisen bei denen sich das Schleusen nicht vermeiden lässt, würde ich lieber in der Nebensaison unternehmen. Habe ich beim 2. Mal nicht gemacht.

Mit dem Hausbootanbieter waren wir zufrieden. Da würde ich wieder buchen, vielleicht ein größeres Boot. Voll zutreffend.

Beim 3. Mal haben wir das Boot eine Nummer größer genommen. Hier sieht man beide Bootstypen rückwärts am Steg angelegt nebeneinander. Das hintere Boot ist 2 Meter länger und hat eine zusätzliche Kabine im Bug. Das ist sehr komfortabel für eine Familie mit 4 Personen, da man keine Betten räumen muss und man viel Platz hat.

Es wäre hilfreich, wenn die Besatzung aus dem Kapitän und 2 Vollmatrosen bestehen würde. Voll zutreffend. Voll zutreffend, vor allem beim Schleusen.

 

 

Autor und eMail: Jens (at) Krautz .de